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Verfolgung von Jüdinnen und Juden

Die Diskriminierung und Verfolgung von Jüdinnen und Juden fand mit den Novemberpogromen 1938 auch in Frankfurt einen vorläufigen Höhepunkt. Synagogen wurden in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert und demoliert, deren Inhaber_innen und Bewohner_innen in vielen Fällen misshandelt. Frankfurter Bürger_innen sahen meist tatenlos zu oder beteiligten sich sogar.

In Folge der Pogrome wurden mehrere Tausend Jüdinnen und Juden aus Frankfurt in Konzentrationslager – zumeist nach Buchenwald oder Dachau – deportiert. Einige von ihnen waren bis zu ihrer Deportation im Klapperfeld inhaftiert. Bekannt ist, dass in dieser Zeit zahlreiche jüdische Männer im Klapperfeld eingesperrt waren. Hier wurden ihnen die Haare und Bärte abgeschnitten, was vor allem für sehr religiöse Juden eine besondere Demütigung darstellte.

Auch in den Folgejahren wurden weiterhin Jüdinnen und Juden im Klapperfeld inhaftiert. Für viele war hier die letzte Station vor der Deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager.

Die »Judenabteilung«

Im obersten Stockwerk des Polizeigefängnisses befand sich die eigens eingerichtete sogenannte »Judenabteilung«, die sich durch besonders miserable Haftbedingungen auszeichnete und unmittelbar der Gestapo unterstand.

Die Inhaftierten wurden in einem großen Raum in Käfige gesperrt. Es war gerade mal so viel Platz, dass der Länge nach eine und der Breite nach zwei Pritschen hineingepasst hätten. Sie waren durch Gittertüren verschlossen, so dass die jeweils gegenüberliegenden Verschläge gegenseitig einsehbar waren. Die Eingesperrten blieben hier oft mehrere Monate ohne Beschäftigung und ohne die Möglichkeit sich zu bewegen. Kurze Hofgänge bildeten die Ausnahme. Dabei hatten sie kaum Licht, denn die Fenster waren mit blauer Farbe verdunkelt. Herrschte Überfüllung, wurden zwei Personen in einen Käfig gesperrt.

Mischehen

In der »Judenabteilung« waren vor allem Frauen aus sogenannten »Mischehen«. Jüdinnen und Juden, die in »Mischehen« lebten, wurden von den Nazis zunächst verschont, nicht zuletzt weil sie mit Widerstand der Familien zu rechnen hatten.

Ab dem Frühjahr 1943 wurde von der Frankfurter Gestapo auch mit deren systematischer Verfolgung begonnen. Heinrich Baab, der in den Jahren 1942/43 Leiter des sogenannten Judenreferats der Frankfurter Gestapo war, brüstete sich damit, mindestens 387 Frauen aus »Mischehen« liquidiert zu haben. Von diesen mussten viele monatelang in den Drahtkäfigen ausharren und wurden dann vom Frankfurter Hauptbahnhof in Sonderabteilen gewöhnlicher Züge meist nach Auschwitz deportiert. Die Angehörigen erhielten vielfach schon 14 Tage später die Nachricht von ihrem Tod.